Auch der LandStadt-Kongress konnte nicht zum geplanten Zeitpunkt stattfinden. Was das für das Projekt bedeutet und welche Chance in einem Neubeginn steckt.
Unterbrechung
...und dann kam der Virus

Ein unbekanntes Gefühl macht sich breit. Wir sitzen alle im selben Boot. Die Welt scheint still zu stehen, kollektiver Shutdown. Veranstaltungen wurden gestrichen, Mundschutz wird zum Must-Have, Reisen rückt in weite Ferne. Unser Alltag steht Kopf. Viele Fragen kommen an die Oberfläche. Wie geht es weiter? Wie planen, wenn nichts planbar ist? Wie können wir in der Zwangspause trotzdem wirksam werden?
Vielleicht schärft es gerade jetzt unsere Sinne, wo die Potenziale einer LandStadt liegen und wie sie in Vorarlberg gefördert werden können. Weil gerade in Krisensituationen zeigen sich Eigenheiten und Fähigkeiten besonders gut.
Kooperation steht jetzt im Zentrum der Gesellschaft. In Vorarlberg zeigt sich dies auf vielen Ebenen. Wirtschaftsunternehmen kooperieren, um Schutzmasken zu produzieren, die so dringend benötigt werden. Selbstorganisierte Nachbarschaftshilfen entstehen. Was können wir aus diesen Erfahrungen für die Zukunft lernen? Wie kann es gelingen, das Solidaritäts-Gefühl auch in die Post-Corona-Zeit mitzunehmen? Wie retten wir diese Solidarität in die Post-Corona-Zeit und bauen dennoch die hochgezogenen Grenzen wieder ab? Schaffen wir es in Zukunft Solidarität nicht nur der eignen Sippe gegenüber aufzubringen, der deutsche Soziologie Sighard Neckel nennt dies eine "archaische Solidarität“, sondern der Menschheit? Kollaboration war bei LANDSTADT-Vorarlberg stets eine wichtige Komponente und wird dies auch zukünftig sein.
Eines ist sicher: In jeder Krise steckt auch eine Chance. Deswegen möchten wir die gewonnene Zeit nutzen, um den Prozess gut zu reflektieren. Verstehen, was die Geschichte des Projektes ausmacht. Den Kern des Organisationsteams genauer erforschen. Wir haben uns im Frühjahr 2019 gemeinsam auf den Weg gemacht und wollen diesen weitergehen.
Es wird einen neuen Termin im Winter 2020 geben. Wir freuen uns darauf, diesen wieder kooperativ vorzubereiten, spannende Inhalte zur Verfügung zu stellen, interessante ExpertInnen einzuladen und einen Raum für guten Austausch zu ermöglichen. Denn es zeigt sich eines ganz deutlich: So positiv es im herkömmlichen Alltag ist auf Onlinelösungen zurückzugreifen, wenn persönliche Treffen nicht möglich sind, wenn Videokonferenzen zur Normalität werden, wächst die Sehnsucht nach realem Dialog. Wenn der soziale Kontakt fehlt, der Austausch mit einem leibhaftigen Gegenüber, die Zusammenarbeit mit WeggefährtInnen, bricht ein großer Teil unseres gewohnten Lebens weg. Gemeinsam erarbeitete Lösungen werden von vielen getragen und sind dadurch nachhaltiger wirksam. Vor allem wenn man sich dabei in die Augen sehen kann.
Bis dahin werden wir regelmäßig in unserem Blog über Projekte aus der Prologphase berichten, lessons learned aus dem bisherigen Prozess zur Verfügung stellen sowie regelmäßig Geschichten aus der LandStadt erzählen. Wir freuen uns, gemeinsam weiterzuziehen.
Text: Judith Lutz
Foto: Markus Gmeiner