Blick einer Zugereisten auf die LandStadt

Perspektive

LandStadt Sonnenaufgang

Janin ist frisch aus Wien zugezogen. Vorerst für ein Jahr, vielleicht für immer. LandStadt-Vorarlberg hat sie gebeten, ihre ersten Eindrücke der Region und der Menschen in einem Text zusammenzufassen. Heraus kam eine kleine, sehr persönliche Hommage an diesen besonderen Lebensraum – aber lesen Sie selbst. 

„Wirsch sea, s‘wird da gfalla bei üs! S´Ländle liegt jo so zentral.“ sagt ein Vorarlberg zu mir, mit dem ich beim Wandern ins Gespräch gekommen bin. Ich hab‘ ihm erzählt, dass ich für ein Bewerbungsgespräch hier sei und hoffe, bald nicht nur auf Besuch zu bleiben. Mir gefalle vieles, also eigentlich so ziemlich alles, an Vorarlberg. Aber bei dem Wort ‚zentral‘ muss ich lachen. In meinem Weltbild, dem einer Zentral-Österreicherin, ist Vorarlberg wahrhaftig am Ende der Welt. Alle, denen ich erzählte, dass ich hierher will, haben gefragt was ich denn dort machen wolle, ob ich überhaupt jemanden kenne. Also die meisten. Einige aber verstanden meine Wanderlust und die Sehnsucht nach den Bergen. Eine meiner Professorinnen meinte sogar „Da kannst du bestimmt viel lernen, die in Vorarlberg sind uns in vielen Aspekten weit voraus.“ Was es genau ist, konnte ich schwer in Worte fassen, aber irgendetwas zog mich ins Ländle.

Besonders reizvoll finde ich die einzigartige Kombination aus urbanen und ruralem.

Ich war schon immer neugierig. Bin als Kind auf Bäume geklettert, um weiter zu sehen. Hab in die Erde gegraben, um tiefer zu blicken. Später wurden es hohe Berge und tiefe Moore, doch die Neugierde ist geblieben. Jetzt hat sie mich nach Vorarlberg gelockt. Besonders reizvoll finde ich die einzigartige Kombination aus urbanen und ruralem. Mich hat die Sehnsucht nach mehr Natur raus aus der Großstadt getrieben, und doch bin ich ein geselliger Mensch, der Gemeinschaft, Austausch und Kultur schätzt und kurze Wege im Alltag liebt. Wege hab‘ ich schon immer gut gefunden um Ziele zu erreichen, die ich mir in den Kopf gesetzt habe. Und falls mal keiner da war, half mir meine Trittsicherheit auch über unwegsames Gelände.

LandStadt Sonnenaufgang
LandStadt Kopfstand am Berg
Nicht nur der Raum, sondern das Leben, das ihn füllt.

Nun bin ich also hier, LandStadt nennen sie es. Ich freu mich über das neue Wort, denn es lässt meine Faszination für diesen besonderen Lebensraum endlich in ein solches fassen. Doch nicht nur der Raum, sondern auch das Leben das ihn füllt, gefällt mir. So herzlich und offen von einer Gesellschaft aufgenommen zu werden ist etwas Besonderes, gerade in Zeiten von ‚social-distancing‘. Es mag sein, dass mein Blick darauf noch sehr frisch und naiv ist, aber oft braucht es genau das, um alte Denkmuster aufzubrechen und neue Visionen zu formulieren. Um die Welt hereinzulassen und Zukunftsszenarien zu erdenken. Ich pack meine Neugierde bei der Hand und bin gespannt, wo uns der Weg hinführt und welch neue Wege wir mitformen dürfen.

Ich sitze am selben Gipfel wie damals nach dem Bewerbungsgespräch. Das Rheintal vor mir, der Bregenzerwald hinter mir, neue Freunde neben mir. Ich sehe drei Länder auf einen Blick, mehrere Städte, viel Gegend, unzählige verlockende Gipfel, einen großen See, und denke mir „Hm, ganz schön zentral.“

 

Text und Fotos: Janin Salzger