Als Raumplaner liegt Herberts Expertise darin, bestehende Qualitäten von Raum zu beleuchten sowie neue zu schaffen. Zweifelsohne will ich nicht versäumt haben, nachzufragen, wie das Phänomen »LandStadt« bei ihm landet. Die Macht der Gewohnheit geht mit mir durch und ich vermute zugleich das vertraute kleine Lobeslied. Herberts Antwort schenkt mir dann Boden: Vorarlberg, sagt er, befinde sich in einer Identitätskrise. Die Furore steht mir ins Gesicht geschrieben und Herbert erklärt entgegenkommend weiter: „Wir glauben, wir leben auf dem Land, wobei wir schon längst in der Stadt leben. Das ist ein tief verwurzeltes Missverständnis der Vorarlberger.“ Raum Vorarlberg sei durchtränkt von einer dichten sozio-kulturellen Infrastruktur, einem gut ausgeprägten Netz des Nahverkehrs sowie einem beachtlichen Arbeitsplatzangebot, allesamt urbane Elemente. Die Schwierigkeit liege in der gemeinhin ländlichen Nutzung des öffentlichen Raumes, der kein ländlicher Raum mehr sei. Der eine oder die andere könne sich bei Gelegenheit fragen, ob eine Auto-Eigentümerschaft heute noch obligat ist oder ob es unterdessen attraktive Alternativen gibt? Darüber hinaus, so Herbert, dämmere es den Vorarlbergern ohnedies, dass sie sich in einem Widerspruch befinden. „Diesen inneren Konflikt versuchen sie zu bewältigen, indem sie zumeist Vorarlbergs ländliche Idylle zelebrieren und städtische Potentiale restriktieren.“
Doch verlassen wir den Hochsitz der Retrospektive und spannen eine unsichtbare Brücke in die Zukunft der Gegenwart. Worauf steuert Vorarlberg zu? Herbert wirkt konsequent hoffnungsvoll und führt den »dritten Weg« ins Treffen.