Neuer Geist und alte Spuren

Florian Fulterer über die Chancen einer LandStadt

Florian Fulterer
Im noch nicht definierten Dazwischen ist der Raum für Gestaltung.

Florian Fulterer engagiert sich ehrenamtlich für die Entwicklung seines Lebensraums – und bringt jene Themen ein, die ihm persönlich wichtig sind: Die Verbundenheit mit der Erde und ihren Bewohnern. Die Verantwortung gegenüber diesen und den zukünftigen Generationen.

„Vorarlberg bietet eine Mischung aus räumlicher Überschaubarkeit und hoher Dichte an kreativem Pioniergeist, gepaart mit erfolgreichen Unternehmen und den noch vorhandenen Spuren zur traditionellen Lebensweise. Das schafft ein gewaltiges Potential ¬– welches Vorarlberg zu einer weltweit modellhaften Zukunftsregion transformieren könnte. Wo, wenn nicht hier? Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?“

Wo, wenn nicht hier? Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?

2013 gründete Florian Fulterer die Wandeltreppe, um enkeltauglichen Projekten eine Plattform zur Vernetzung und größere Präsenz in der Öffentlichkeit zu bieten. Die Zahl der anfänglich 33 Initiativen hat sich in den letzten Jahren merklich vergrößert. Wertvolle Kooperationen wurden umgesetzt, wie zum Beispiel bei den Tagen der Utopie 2015 oder beim Wirkfeld im Querbeet Festival 2017 in Rankweil. Zahlreiche Projekte finden großen Anklang, und zwar genau dort, wo Stadt und Land zusammentreffen – im Denken und Fühlen der hier ansässigen Menschen.

„Alle, die sich diesem Lebensraum verbunden fühlen, haben die Möglichkeit, Impulse zu setzen und die neue Geschichte dieses Ortes mitzuschreiben. Ich persönlich wünsche mir, dass wir Grund und Boden wieder als gemeinsames Gut wahrnehmen und in die öffentliche Hand überführen. Dass wir unseren Lebensraum – unter Berücksichtigung aller momentan absehbaren Einflussfaktoren – derart gestalten, dass dieser auch in Zukunft lebenswert und lebensfähig sein wird. Und ich wünsche mir, dass wir auch qualitativ auf die Landesgrünzone achten. Ackergifte und Monokulturen sollen hier nichts verloren haben!“

Florian Fulterer
Florian Fulterer

Zwischen Gegenwart und Zukunft, zwischen Vision und Möglichkeit, zwischen Land und Stadt. Im Dazwischen finden sich der Freiraum und der Platz für Mitgestaltung.

„Die Berge waren vor uns da und werden wohl auch noch nach uns da sein. Die Silhouette der Landschaft ist eine Konstante während der Veränderung des ländlichen Raumes in etwas Stadtähnliches. Besonders das Rheintal empfinde ich als irgendwo dazwischen. Unser öffentliches Verkehrssystem erzeugt durchaus ein Stadtfeeling, die hohen Wohnkosten leider auch. Zudem gibt es eine Vielzahl an kulturellen und ökologischen Initiativen, die man in dieser Dichte eher im städtischen Bereich erwarten würde. Und dann wieder sieht man Dörfer, die in ihrem „alten" Dorfsein weiterquellen. Das Rheintal wächst zusammen. Dieses Zusammengewachsene wirkt aber nicht wie ein schöner Stadtraum. Es wird unangenehm eng inmitten der vielen Einfamilienhäuser. Es gilt also, sich um die Freiräume zu kümmern. Die Vorhandenen zu bewahren und die Potentiellen zu erwecken. Sodass wir gestalterisch tätig werden und eine nachhaltige LandStadt erschaffen.“

www.wandeltreppe.net

 

Text: Lena Hopp, Texterin, Spaziergängerin und Geschichtenerzählerin
Fotos: Martin Schachenhofer