Wie ich gelernt habe, mir meine eigene Stadt in und aus Vorarlberg zu bauen.
Dieser Text ist keine Lobeshymne auf Vorarlberg. Nach drei Jahren in Wien kann Vorarlberg ziemlich scheiße sein. Einmal, als ich in den Weihnachtsferien zu Hause war, spielte ich mit meiner Schwester ein Spiel: "Wetten, in den nächsten fünf Minuten läuft keine Menschenseele die Straße entlang". Wir weiteten das Spiel auf gewisse Variationen und Schwierigkeiten aus. Der Rekord liegt bei 15 Minuten. Und dabei liegt unser Haus nicht irgendwo abgeschieden am Berg, sondern mitten im Dorf.
Wenn ich in Wien aus meinem Fenster schaue, sehe ich den Ein- und Ausgang der UBahn. Ein Gewusel aus verschiedensten Menschen. Ein Paradies zum Beobachten. Zurück in Vorarlberg kann ich nur meine Nachbarn beobachten. Obwohl ich genau das an Vorarlberg hasse. Das zweite, dass ich nicht verstehe, ist die Überzeugung vieler Menschen hier, dass jede Person irgendwann wieder liebend gern nach Vorarlberg zurückkehrt. Wie ein ungeschriebenes Gesetz im Kopf vieler. Lebensqualität und so. Meine Tante meint, ich kann froh sein, dass ich in Vorarlberg bin und nicht in Osttirol, wo sie herkommt. Dort sei alles noch viel ländlicher. So hänge ich zwischen Großstadt und Dorf und versuche mich mit Vorarlberg zu arrangieren. Ich baue mir quasi meine eigene Stadt in und aus Vorarlberg. Ich mache mich auf die Suche nach Begegnungen, Räumen und Orten, wo ich die LandStadt Vorarlberg spüre. Hier wird mir nicht alles vor die Tür gelegt. Ich muss selbst aktiv werden.